Redeabend – Infrastruktur, Klimagerechtigkeit und Völker

Am Abend des zweiten Tages der MUNBW 2024 findet nach den Gremien der Redeabend statt, bei dem Professor Doktor Jochen von Bernstoff über Klimagerechtigkeit, Infrastruktur und Völker erzählt.

Er beginnt mit der fossilen Infrastruktur, die Anlagen wie Kohlekraftwerke und Ölpipelines sind, die auf fossilen Brennstoffen basieren. Diese verhindern derzeit die notwendigen Transformationen zur Erreichung des 1,5/2-Grad-Ziel. Das Völkerrecht stabilisiert einerseits die fossilen Infrastrukturen strukturell und hat andererseits nur begrenzte Mittel zur Verfügung, die gesellschaftlichen Transformationen hin zur CO2 Neutralität voranzubringen. Fossile Infrastruktur verursacht und perpetuiert CO2 Emissionen durch Bohrtürme, Öltanker, Gasspeicher, Pipelines, Raffinerien und fossile Kraftwerke. Die Folgen davon sind die Verschlechterung der Bodenqualität durch Hitzewellen und Fluten. Dies tritt zuerst im globalen Süden auf, später erst bei uns, allerdings ist die Erderwärmung in Europa stark angestiegen, so dass auch Europa nun bei der Erderwärmung mitmacht. Der globale Süden sagt aus, dass der Klimawandel überwiegend vom globalen Norden kommt und der globale Süden dies ausbaden muss. Deutschland ist weltweit Platz vier mit einem der höchsten CO2 Ausstöße.

Der Generalsekretär der UN, ist klimabewusst und hat erkannt, dass die Klimagerechtigkeit ein Menschheitsproblem ist. Er kritisiert, dass in Deutschland etwas nicht richtig läuft und fordert die UN auf, dies genauer zu untersuchen. Seiner Meinung nach legt die UN nur oberflächlich den Finger in die Wunde und zeigt damit eine ungenaue Wahrnehmung der Klimakunde.

Für die Energiewende zur grünen Infrastruktur benötigt man eine umfassende Infrastrukturumbau, der den Ausbau des Stromnetzes und Solar- und Windkraftanlagen beinhaltet. Die Kosten für diese Energiewende sind allerdings beträchtlich. Mögliche Folgen der Energiewende wären zum einen „stranded assets“, 1-3 Billionen Dollar vergeben an nicht verwertbarem Vermögen und zum anderen, dass Verluste erfolgen, jedoch schrittweise über einen Zeitraum von 30 Jahren passieren. Außerdem ist ein Hauptpunkt, dass die Investoren/Industrie Widerstand leisten würden, ebenso wie in der Politik und in Teilgebieten der Bevölkerung.

Die Regierung weiß, dass die Menschheit unbedingt auf den grünen Zweig kommen muss, aber das ist unpopulär in der Politik, was ein Risiko sein kann, nicht wieder gewählt zu werden. Außerdem haben die meisten Politiker starke Verbindungen zur Industrie, die das ablehnt.

Herr von Bernstoff stellte die Frage, welche politischen Kräfte/Akteure  gegen Widerstand die notwendige ökonomisch-soziale Transformation hervorbringen können. Als Antwort stellte er die Regierung und die Zivilgesellschaft in den Raum.

Die Regierung ist eher Gegner der Transformationen, wenn sie selbst fossile Ressourcen fördert. Die Zivilgesellschaft hat den Trend zur stärkeren Repression gegen Klimaproteste auch in Demokratien.

Das Pariser Abkommen hat das Ziel eines maximalen Anstiegs der durchschnittlichen Erdtemperatur von 2 beziehungsweise 1,5 Grad Celsius. Anders als das Kyoto-Protokoll hat das Pariser Abkommen kein Top-Down-Ansatz, sondern ein Bottom-Up-Ansatz. Parteien bestimmen ihren Beitrag zur Erreichung des Ziels selbst, allerdings müssen sie einen Beitrag leisten. Parteien übermitteln alle fünf Jahre den national festgelegten Beitrag in Übereinstimmung mit den COP-Beschlüssen.

Außerdem stellt Herr von Bernstoff „BAN TREATY“ vor. Es gibt ein „Phase-out“ was die derzeitige Ausbeutung fossiler Brennstoffe beim Auslaufen beschreibt. Es setzt das Verbot der Erkundung neuer fossiler Brennstoffe fort. Der Grundsatz ist, gemeinsam unterschiedliche Verantwortungen zu übernehmen.

Der Vortrag endete mit einer Fragerunde und Applaus.