„Kritik ist in Ordnung – Zerstörung nicht.“

Der Vortrag über Antisemitismus am Freitagabend war durch einen interaktiven Charakter geprägt. Die Teilnehmenden wurden eingebunden, indem sie dem Vortragenden Dr. Michael Blume, Beauftragten der Landesregierung gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben, fast die gesamte Zeit über Fragen stellen konnten. Dr. Blume beantwortete diese, lieferte ergänzende Informationen und gab zusätzlich Denkanstöße.
Ein Fokus des Vortrags lag auf Bildung im Judentum. Durch ihre gute Bildung waren viele jüdische Menschen früher wirtschaftlich erfolgreicher und hatten einen gesellschaftlich höheren Status. Dies verursachte Neid und Ablehnung ihnen gegenüber.
Herr Dr. Blume erklärte, dass im Unterschied zu anderen Formen von Diskriminierung Antisemitismus nicht auf der Abwertung einer Gruppe basiert, sondern einzig auf Verschwörungsmythen. Juden werden oft als übermächtig oder geheimnisvoll dargestellt und so zu Sündenböcken gemacht. Diese Denkweise folgt einem feindseligen Dualismus. Darüber hinaus wurde Antisemitismus als besondere Form des Rassismus eingeordnet. Der entscheidende Unterschied ist, dass während Rassismus die Anwesenheit der diskriminierten Gruppe voraussetzt, Antisemitismus auch ohne Juden funktioniert (zum Beispiel indem Feindbilder geschaffen werden).
Ein weiterer zentraler Punkt des Vortrags war der Nahostkonflikt. Dabei wurde thematisiert, wie der Begriff „Antisemitismus“ heutzutage auch politisch instrumentalisiert wird. Etwa wenn jede Kritik an der israelischen Regierung automatisch als antisemitisch abgestempelt wird. Der Vortragende betonte dabei, dass Kritik legitim sei, solange sie nicht in Gewalt übergehe: „Kritik ist in Ordnung – Zerstörung nicht.“
Zum Abschluss des Vortrags betont Dr. Blume, dass der Kampf gegen Antisemitismus bei jedem selbst beginne: Durch das Verstehen der eigenen Vorurteile, durch Bildung und durch die Bereitschaft, sich mit dem Thema kritisch auseinanderzusetzen.