Der Konflikt um die Ressourcen der Tiefe
In der gestrigen Debatte der Umweltversammlung wurde weiterhin das Thema Tiefseebergbau und Schutz der Meeresökosysteme außerhalb staatlicher Hoheit diskutiert. Es wurden dabei Arbeitspapiere der russischen Föderation, des Libanon sowie Gabuns vorgestellt und zu Resolutionsentwürfen verarbeitet. Während sich die russische Föderation eher für die Förderung des Tiefseebergbaus aussprach, besonders wegen der wirtschaftlichen Relevanz und der Rohstoffversorgung, fokussierten sich die anderen Arbeitspapiere vor allem auf die Nachhaltigkeitsprobleme und den Schutz der Biodiversität am Meeresboden. Daher erlangten diese Arbeitspapiere zum Beispiel des Libanon auch besondere Unterstützung der NGO Greenpeace. Diese hielt zudem eine Rede und appellierte an alle Staaten, die Umwelt bei der Ressourcengewinnung nicht zu vergessen. Durch vielfältige Redebeiträge sowie informelle Sitzungen konnte die Debatte vorangebracht werden und es bildeten sich Mehrheiten für die Arbeitspapiere. Auch durch einen Gastbeitrag eines chinesischen Ministervertreters, der die Position Chinas als einer der wichtigsten Wirtschaftsnationen der Welt darstellte, wurde die Debatte vorangetrieben. Dabei wurde vor allem die Forschung am Meeresboden durch China hervorgehoben, aber auch die Notwendigkeit der in der Tiefsee geförderten Ressourcen, wie Mangan und Cobalt. Der Gastredner erhielt dabei sowohl Zustimmung als auch Ablehnung bzw. Kritik für seine Standpunkte, da er unter anderem den Rückstand osteuropäischer oder afrikanischer Länder ansprach. Delegierte zum Beispiel von Kasachstan stellten zudem infrage, inwieweit China sich wirklich der Umwelt widmen wird und Ressourcen zum Wohle aller Nationen und deren Bevölkerung einsetzen wird. Auch die naheliegende Sorge der alleinigen Bereicherung Chinas wurde von einigen Staaten angesprochen.
Zudem wurde eine konkrete Kritik des UV-Delegierten der Türkei an die Presse herangetragen, der einen Überschuss an westlichen Werten bzw. westlichen Ideen zum Leid anderer Staaten vernommen hat und seine und andere Nation dadurch bevormundet sieht. Auch der wirtschaftliche Fortschritt von aufstrebenden Ländern sei durch restriktive Regelungen westlicher Staaten eingeschränkt. Der verstärkte Einfluss wirtschaftsstarker, meist westlicher Länder ist in allen UN-Gremien durchaus zu spüren und prägt oft die wichtigen Entscheidungen der Gremien, doch zahlreiche Gegenbeispiele wie erfolgreiche Arbeitspapiere auch von aufstrebenden, kleineren oder weniger westlich geprägten Staaten wie Gabun oder Libanon und der Grundsatz von gleicher Mitbestimmung für alle Delegationen, unabhängig von ihrer wirtschaftlichen Relevanz, zeigen, dass sich Staaten trotz westlichem Einfluss durchsetzen können.
Am Ende des langen Sitzungsabends wurde der erste Resolutionsvorschlag Gabuns in einigen Punkten bearbeitet, jedoch fehlen noch viele Punkte, um eine endgültige Lösung zu finden.